Ich lade Dich ein, zum Ritual der Reinigungshütte, das wohl zu den ältesten, überlieferten Ritualen der Menschheit gehört und sich in seiner kraftvollen Form bis heute nicht verändert hat.
Das heilige Ritual der Reinigungshütte gehört wahrscheinlich zu den ältesten, überlieferten Ritualen der Menschheit und hat sich in seiner kraftvollen Form bis heute nicht verändert.
Ganzheitliche Heilungsansätze unserer indigenen Vorfahren wurden wie auch von Wissenschaft oder christlichen Klerikern als Aberglaube abgetan. So wurde auch die rituelle Schwitzhütte aus dem Kontext gerissen und letztendlich auf Sauna und Dampfbad in der uns heute bekannten Form reduziert. Dort werden zwar angenehme Effekte für unseren Körper und Wohlempfinden erzielt, tiefere Ebenen unseres Seins bzw. Ganzheitlichkeit durch spirituelle Erfahrungen, die für Heilung wichtig sind, erreichen wir dadurch aber nicht.
Jede Reinigungshütte wirkt bereits bevor sie beginnt und zieht Teilnehmer*innen in ihren Bann. Während sie abläuft nimmt sie am meisten Einfluss, aber auch viele Tage nach der Reinigungshütte setzt sich noch ein feinstofflicher Heilungsprozess fort.
Man sagt, eine Schwitzhütte ist so intensiv wie 10 Tage fasten.
Die Schwitzhütte ist wie eine Geburt, der Ablauf ist nicht im Voraus planbar.
Das Gerüst der Schwitzhütte gleicht dem Bauch einer auf dem Rücken liegenden schwangeren Frau. Wir begeben uns in die dunkle Geborgenheit, den Schoss der Mutter Erde, um sterben zu lassen was verbraucht ist und neu zu gebären, was dazu bereit ist. Wir erfahren neue Bewusstseinsebenen, sie bringen uns innere Klarheit und Vertrauen.
Es gibt nur wenige Augenblicke, die jenseits unserer Gedanken liegen, die uns berühren und die aus uns herauskommen. Wir spüren, dass wir zwischen Himmel und Erde Teil dieser Schöpfung sind. Das unbegreifliche Gefühl von der Natur unserer eigenen Ur-Natur, nicht getrennt zu sein, ist die Erfahrung von Augenblicken, nach denen wir unsere Sehnsucht ausrichten.
Die Medizin der Schwitzhütte ist offen für alle Menschen allen Alters und allen Glaubensrichtungen, die für das Wohl des Lebens beten. Hier kommt man den Spirits, Mutter Erde und unserem Schöpfer besonders nahe.
In der Hitze einer Schwitzhütte merkt man schnell, wie nutzlos die Masken des Alltags sind und so kann das geboren werden, was geboren werden muss, um neue Wege zu gehen.
Wie die Reinigung für den Körper funktioniert, ist relativ klar. Aber wie geschieht nun die Reinigung auf der seelischen oder geistigen Ebene? Zunächst möchte ich klarstellen, was mit diesen Bereichen gemeint ist: seelisch meint in diesem Zusammenhang die emotionale Ebene, den Bereich der Gefühle, der seelischen Bewegtheit – all die Zwiebel-Schichten, die sich um unseren Seelenkern herum gelegt haben und den direkten Kontakt zu unserer Mitte, unserem Seelenkern verhindern.
Von frühester Kindheit an werden die spontanen Gefühlswellen, die uns durchfließen, durch die Ge- und Verbote der Erwachsenen in bestimmte Bahnen gelenkt. Wir lernen anhand ihrer Reaktionen, dass es erwünschte und unerwünschte Gefühle gibt. Alle Gefühle aber, die nicht gespürt und ausgedrückt werden dürfen, bleiben in uns „kleben“. Sie bilden in der psychologischen Sichtweise Schicht um Schicht um unseren Seelenkern, den wir nach und nach immer weniger spüren können, bis wir dann als Erwachsene irgendwann aufwachen und uns auf die Suche nach Echtheit, Lebendigkeit und Intensität machen, weil wir spüren, dass uns etwas Wesentliches abhanden gekommen ist. Es hat sich eine Menge „Seelenmüll“ angesammelt, von unterdrückten und zurückgehaltenen Emotionen, die sich gern als Spannungen und Verhärtungen im Körper zeigen.
Heilung geschieht dann, wenn man den Prozess umdreht und damit beginnt, die eingefrorenen Gefühle wieder ins Fließen zu bringen. Man kommt nicht drumherum zu erkennen, dass hinter all diesen Sehnsüchten nur die Vermeidung eigener Schmerzen steht. Dies kann durch verschiedene Formen von Körperarbeit geschehen, oder – durch Schwitzhüttenzeremonien. In der Konfrontation mit Hitze, Enge, Dunkelheit und mit der Einladung, sich ganz ohne Masken zu zeigen und sich seelisch weit zu öffnen, kommen häufig alte festgehaltene Emotionen wieder ins Fließen. Es spricht uralte Emotionen an, die an die Oberfläche kommen in Bewegung kommen. Das sind seelische Reinigungen, die uns wieder lebendiger und ursprünglicher machen. Sie lassen erstarrte Schichten um unseren Seelenkern schmelzen und öffnen uns fürs Leben.
Das ist der Grund, warum so viele Menschen nach einer Schwitzhüttenzeremonie so viel intensiver sehen, hören, fühlen, riechen, warum sie sich verbundener fühlen mit den Menschen und der Natur drum herum. Es ist ein Gefühl, das sie aus ihrer Kindheit kennen, dieses Wunder, ganz mit dem Leben verbunden zu sein.
Manchmal hält dieser Zustand nur für Minuten an, bevor sich die Erstarrung wieder einstellt, und doch, eine Erinnerung, eine Möglichkeit hat sich gezeigt, und ist für manch einen Anlass, wiederzukommen. Jede Öffnung ist ein Schritt auf dem Weg ins Leben.